Was waren die Sachsenkriege?

Nicht erst Karl der Große (747/748–814) führte Kriege gegen die Sachsen. In der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts zogen der fränkische Hausmeier Karl Martell und seine Söhne mehr als zehnmal gegen die Sachsen. Im Lauf des 7. Jahrhunderts hatten die sächsischen Falen das heutige Westfalen in Besitz genommen, ohne wie die Franken einen Reichsverband unter einem König zu bilden.

Die dauernden Streitigkeiten zwischen christlichen Franken und heidnischen Sachsen, die sich nur zögernd und mit Widerstand dem Christentum öffneten, boten schließlich den Anlass zu den großen Sachsenkriegen 772 bis 804. Auslöser für den ersten Krieg war die Plünderung und Niederbrennung der Kirche von Deventer Mitte Januar 772 durch sächsische Plünderer.

Die Zerstörung der Irminsul auf dem wichtigsten Versammlungsplatz der Sachsen führte 772 zum offenen Aufstand gegen die Franken. Einige Forscher vermuten, dass die Irminsul ein hoher Baum oder Holzstamm war und als ein Sinnbild für die das Himmelsgewölbe tragende Weltsäule angesehen wurde. Das entspricht nicht der nordischen Weltesche Yggdrasil, welche als Weltenbaum, und nicht als Weltsäule, zu verstehen ist. Ein Grund für die Zerstörung der Irminsul könnte in einem religiösen Motiv gesehen werden. Nach anderer Vermutung war die Irminsul hauptsächlich das Wahrzeichen eines zentralen Thingplatzes der Sachsen. Ihre Zerstörung war demnach vor allem ein Angriff auf die nordgermanische „Verfassung“ der Sachsen, die ein Königtum wie bei den Franken nicht vorsah. In diesem Sinne käme die Zerstörung der Irminsul quasi einer Auflösung des sächsischen „Parlaments“ gleich. Anzunehmen ist eine Mischung beider, also religiöser wie politischer Motive.

Die nach Karls Ansicht treubrüchigen Sachsen ordneten sich neu und überfielen wiederholt chattische Orte und Festungen im heutigen Hessen. Angeführt von ihrem Herzog, dem westfälischen Adeligen Widukind, stellten sich die Sachsen im Gegensatz zu früheren, eher schlecht organisierten Eroberungszügen, nun in offenen Feldschlachten. Nachdem sie die rechte Rheinseite zwischen Deutz und Lahnmündung verwüstet und danach das Kloster Fulda bedroht hatten, wurden die Sachsen in der Schlacht bei Laisa und Battenfeld 778 von einem fränkischen Heer vernichtend geschlagen. 782 wurde das Land der Sachsen auf dem Reichstag zu Lippspringe in fränkische Grafschaften aufgeteilt. Außerdem ließ Karl Abgaben eintreiben, heidnische Bräuche unterdrücken und Zwangsbekehrungen zum Christentum vornehmen, was zur neuerlichen Empörung eines Teils der Sachsen, vor allem aus bäuerlichen Schichten, führte – während der Adel teils auf Seiten der Franken stand. In der Schlacht am Süntel vernichtete Widukind am Süntelgebirge im Jahre 782 ein fränkisches Heer, während Karl sich auf einem Feldzug gegen die Sorben befand.

Karl soll auf die hartnäckigen Aufstände der Sachsen mit brutaler Repression geantwortet haben, unter anderem mit dem berüchtigten Blutgericht von Verden noch im selben Jahr, bei dem angeblich tausende Sachsen enthauptet wurden. In Analogie zum Blutgericht zu Cannstatt durch seinen Onkel Karlmann, bei dem die gesamte alemannische Führungsschicht ausgelöscht worden ist, scheint diese Vorgehensweise durchaus wahrscheinlich. Die in den Quellen genannte Zahl von 4500 Opfern wird in der Forschung als Übertreibung dargestellt. Archäologische Spuren eines derartigen Massakers sind bislang nicht aufgefunden worden. Einige Forscher gehen auch davon aus, dass das Ereignis möglicherweise durch einen Schreibfehler entstanden sei, bei dem aus delocabat („siedelte um“) ein decollabat („enthauptete“) geworden sein soll. Dem widerspricht die Interpretation, dass sich decollabat auf 4500 sächsische Edle beziehe, die sich ihm als Geiseln überantwortet hatten, es sich also um keine „Umsiedlung“ gehandelt hat. Widukind war zuvor nach Dänemark entkommen.

In Detmold und in der Schlacht an der Hase kam es im Sommer 783 zu Gefechten, bei denen sich sächsische Frauen barbrüstig auf die überrumpelten Franken gestürzt haben sollen. Fastrada, Tochter des Grafen Radulf, die nach dem Tod von dessen Gattin Hildegard 783 Karls neue Gemahlin wurde, soll sich der Überlieferung zufolge darauf ebenso barbrüstig in die Schlacht geworfen haben.

Trotz ihrer kämpferischen Einstellung gerieten die Sachsen in der Folge immer mehr in Bedrängnis. Die Wende trat erst ein, als Widukind sich 785 (vermutlich in der Königspfalz Attigny) taufen ließ und den Treueeid auf Karl, der als Taufpate fungierte, leistete.

792 kam es als Reaktion auf eine Zwangsaushebung (Rekrutierungen für die Awarenkriege) zur letzten größeren Erhebung gegen die Franken. Karl reagierte mit Zwangsdeportationen und vergab dafür sächsisches Land an Franken und seine abodritischen Verbündeten (Wagrien, Plön/Ostholstein). Die Verbannungsorte der Sachsen lassen sich noch heute an Ortsnamen erkennen, wie etwa Sachsenhausen. Ein Großteil der Sachsen unterwarf sich nun, doch noch bis 804 (Kriegszug der Franken nach Nordelbien) kam es immer wieder zu Unruhen.

Quelle: Wikipedia Sachsenkriege