Warum die heutigen Sachsen keine Altsachsen sind

Die Sachsen sind keine Sachsen – jedenfalls die Bewohner des heute so genannten Bundeslandes sind eigentlich keine Sachsen. Sachsen sind ursprünglich nur in Niedersachsen zu finden. Wenn auf dieser Website also die Geschichte der Sachsen erzählt wird, sind die Vorfahren der heutigen Niedersachsen gemeint – und die der Westfalen, Holsteiner und teilweise der Sachsen-Anhaltiner.

Im Laufe von Jahrhunderten kann es zu Wandlungen in der Bedeutung von Begriffen kommen und heutige Bezeichnungen von Regionen und Menschen müssen nicht mit denen in der Geschichte identisch sein – dieses gilt insbesondere für die Sachsen. Dabei ist es zu keiner „Völkerwanderung von der Nordsee ins Erzgebirge“ gekommen, sondern gewandert ist nur der Name.

Altsachsen und Angelsachsen, Sachsenkriege und Sachsenkaiser, das Stammesherzogtum Sachsen, der Sachsenspiegel, die „sächsischen Kaufleute“ der Hansezeit und auch die sächsische Sprache stehen alle in keinem Zusammenhang mit dem heutigen Sachsen.

Die heutigen „Sachsen“, also die Bewohner der wettinischen Mark Meißen, sind durch die Einwanderung von süd- und mitteldeutschen Siedlern – Franken, Hessen, Bayern und vor allem Thüringer – in diese ursprünglich slawischen Gebiete um Dresden, Chemnitz und Leipzig im Verlauf der deutschen Ostsiedlung (11.-13. Jahrhundert) entstanden (Higounet, 1986). Diese neue, namenlose süd/mitteldeutsch-slawische Bevölkerung hat im 16. Jahrhundert den Titel ihres Herrschers als Eigenbezeichnung übernommen und damit einen aus Norddeutschland stammenden Namen erhalten, zu dem es keinerlei sonstige Verbindung gibt. Auch ihr Dialekt – das heutige „Sächsisch“ – ist nicht die sächsische Sprache: Sächsisch ist die Sprache der Niedersachsen, die heute als „Plattdeutsch“ oder „Niederdeutsch“ bezeichnet wird. Niederdeutsch geht auf die altsächsiche Sprache zurück und wurde bis in das 16. Jahrhundert „Sächsisch“ (auf Sächsisch/Niederdeutsch „Sassisch“) genannt (Lent, 1971). Auch Otto der Große (936 bis 973) sprach Sächsisch, also (Alt-)Niederdeutsch, welches im Mittelalter als vom Süddeutschen völlig eigenständige Sprache verstanden wurde. Der heute als „Sächsisch“ bezeichnete Dialekt gehört dagegen zum Ostmitteldeutschen und ist eine Mischsprache, die von den aus mittel- und süddeutschen Sprachgegenden stammenden Siedlern der Ostsiedlung geschaffen wurde und die anfangs „Meißnisch“ genannt wurde (Dloczik et. al., 1990).

Quelle: sachsengeschichte.de